Helmut Menzel

 

Kampfhandlungen in und um Magdeburg im April 1945

 

Vorwort

 

Auf der Grundlage der Recherchen des ehemaligen Stadtchronisten Alfred Heidelmayer konnte der Autor seine neue Forschungsarbeit aufbauen. Zunächst lagen die persönlichen Erlebnisberichte von Herrn Heidelmayer und einiger anderer Magdeburger aus lokaler Sicht vor, welche die Ereignisse in Magdeburg schilderten. Über die gegnerischen Handlungen lagen bisher keine präzisen Unterlagen vor. Dem Autor ist es aber nunmehr gelungen, nicht nur die After Action Reports aller beteiligten US-Einheiten zu studieren, sondern darüber hinaus stellte der ehemalige Verbindungsoffizier Frank W. Towers, heute 86 Jahre alt, aus den USA, die erhalten gebliebenen Meldejournale der 30th Infantry Division mit dem 117th, 119th und 120th IR zur Verfügung. Diese Unterlagen (Quellen) schildern die Ereignisse in Magdeburg, die Kampfhandlungen sowie die erkennungsdienstlichen Ermittlungen gefangener Wehrmachtsangehöriger im Minutentakt. Die Positionen einzelner Kompanien und Gruppen während der Kampfhandlungen können deshalb erst heute exakt rekonstruiert werden, da dem Autor nun auch eine Karte mit dem Koordinatensystem, welches die US-Truppen benutzten, zur Verfügung steht. In den After Action Reports und Meldejournalen sind alle Positionen der Truppen  mit speziellen Koordinatenangaben versehen. Darüber hinaus konnten durch den nun ebenfalls vorliegenden Codeschlüssel aller beteiligten Einheiten- sie sind alle mit Codenamen versehen- auch die letzten offenen Fragen geklärt werden, so dass heute viele Kampfhandlungen, die bisher nur eine sehr grobe Erwähnung fanden, detailliert dokumentiert werden können. Vieles, was bisher lediglich als Vermutung ausge-sprochen wurde, findet nunmehr seine Bestätigung. Die Kampfhandlungen um Magdeburg haben somit ein Gesicht erhalten. Viele Episoden können nun auch mit Namen der Beteiligten belegt werden. Obwohl die Auswertung der neuen Unterlagen noch nicht ganz abgeschlossen sind und die Arbeit an der Dokumentation noch einige Zeit in Anspruch nimmt, das betrifft vorrangig die Erstellung des umfangreichen Kartenmaterials als Ergebnis der Auswertung, soll an dieser Stelle bereits im Vorab eine erste Zusammenfassung gegeben werden.

 

Ich möchte es nicht versäumen, Herrn Peter Wittig aus Dresden, für die mühevolle fachliche Übersetzerarbeit zu danken, denn gerade die Meldejournale wurden im Original mit Bleistift handschriftlich geführt.

 

 

 

 

 

Greifbares Kriegsende

 

Mit Beginn des Jahres 1945 stand Deutschland vor seiner totalen Niederlage. Die „Ardennen-Offensive“ war vom Dezember 1944 bis Januar 1945 zusammengebrochen. Schwere Verluste erlitt die Deutsche Wehrmacht durch die „Weichsel-Oder-Offensive“ der Sowjetarmee, die auf die eindringlichste Bitte Winston Churchills terminlich vorverlegt wurde. Noch kampffähige Verbände der Wehrmacht wurden in aller Eile von der Westfront in Richtung Osten und Südosten abgezogen. Immer wieder rollten auch durch Magdeburg Truppentransporte. Doch die starken Verluste des Feldheeres an der Ostfront durch die Sowjetarmee konnten nicht mehr ersetzt werden. Auch die deutsche Luftwaffe war nicht mehr in der Lage, auch nur im Geringsten die Luftherrschaft wieder zu erringen.

 

Trotzdem setzte die deutsche Führung den aussichtslos gewordenen Kampf fort und versuchte mit Gewalt und Durchhalteparolen, die drohende militärische und politische Niederlage abzuwenden bzw. hinauszuzögern

Während an der Ostfront die deutschen Truppen den vorrückenden sowjetischen Einheiten erbitterten Widerstand leisteten, ließ dieser an den westlichen Frontabschnitten im Frühjahr 1945 merklich nach. Die Frontlinie verlief hier Ende März an der Rheinlinie. Durch den massierten Einsatz ihrer weit überlegenen Luftstreitkräfte gelang es den kampfstarken Verbänden der britischen und amerikanischen Armee, Anfang April, schnell in den mitteldeutschen Raum vorzudringen. Nach der Liquidierung des Ruhrkessels stellte sich den Westalliierten bis zum Erreichen der Elblinie kein nennenswerter Widerstand entgegen. Beginnende Auflösungserscheinungen auf deutscher Seite sollte mit Standgerichten und Erschießungskommandos gestoppt werden. Die Taktik der „verbrannten Erde“, von den zurückweichenden deutschen Truppen an der Ostfront angewandt, wurde auf Hitlers Anweisung nun auf deutschen Boden übertragen. Der „Nero-Befehl“ vom 19. März 1945 sah vor, alle militärisch nutzbaren Verkehrs-, Versorgungs-, Nachrichten- und Produktionsanlagen beim Zurückweichen völlig zu zerstören. Damit sollten die künftigen Lebensgrundlagen des deutschen Volkes vernichtet werden. Nur durch das schnelle Vorrücken der Armeen der Anti-Hitler-Koalition und vereinzelt durch das beherzte Eingreifen deutscher Widerstandskämpfer wurde die vollständige Durchführung des Befehls verhindert.

Doch vorerst wurde Magdeburg auch nach dem 16. Januar 1945 wiederholt zum Ziel anglo-amerikanischer Bomberverbände. Fast täglich heulten die Sirenen, oft sogar mehrmals am Tag und in der Nacht. Durchhalteparolen waren an Mauern und Häuserwänden geschrieben. Die Lebensmittelvorräte wurden rationiert.

 

 

Magdeburg zur Festung erklärt

 „Der Mitteldeutsche“, Magdeburgs einzige noch erscheinende Tageszeitung druckte am 2.März noch eine Durchhalterede des Reichsministers Dr. Goebbels ab.

In den letzten Märztagen lief in den Betrieben der zerstörten Elbestadt die Produktion aus. In der Stadt herrschte eine spannungsgeladene Stimmung. Und mitten hinein warfen die britischen und amerikanischen Bomber bei Tag und bei Nacht weiter ihre Bomben. 2

An einem der letzten Tage im März passierten in den Abendstunden abgedunkelte Fahrzeuge die schwer beschädigte Große Diesdorfer bzw. die Poltestraße. Ihr Ziel war die Encke-Kaserne - nun Befehlsstand für die Verteidigung der Stadt Magdeburg. Hier wurden bereits die Kommandeure der hiesigen Truppenteile der Polizei, die führenden Funktionäre der NSDAP und der Stadtverwaltung erwartet. Der zum Kampfkommandant von Magdeburg ernannte Generalleutnant Adolf Raegener, vormals Verteidiger von Küstrin, hatte den Verteidigungsrat der Stadt zusammenberufen. Jetzt wurden die Maßnahmen für die Verteidigung Magdeburgs beraten. Unter anderem sollte auch Hitlers „Nero-Befehl“, hier im mitteldeutschen Raum, durchgeführt werden. „Magdeburg und die Elblinie sei bis zum letzten zu verteidigen …“, so lautete der Befehl des Kampfkommandanten. 3 Da die 12. deutsche Armee, Hitlers letzte Hoffnung, noch im Aufbau war, mussten die amerikanischen Streitkräfte hier aufgehalten werden. Ihr Ziel war, noch vor der Roten Armee in Berlin einzumarschieren. Am 7. April 1945 wurde Magdeburg offiziell zur „Festung“ erklärt. Notfalls sollten alle militärisch nutzbaren Einrichtungen und Anlagen vollständig zerstört werden.

In der Zwischenzeit liefen fieberhaft alle Vorbereitungen dazu an. An den Ausfallstraßen nach Süden, Westen und Norden sowie auch in der Innenstadt wurden Panzersperren errichtet und 8,8 cm Flak-Geschütze in Erdkampfstellungen aufgestellt. Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln hatten die Verteidiger ein tief gegliedertes System von Straßensperren, Panzerfallen und befestigten Häusern errichtet.5

 

Auf Grund von Zeitzeugen-Aussagen konnten nachstehende Panzersperren im Stadtgebiet Magdeburg ermittelt werden. In Ottersleben befand sich eine auf der Halberstädter Chaussee – Höhe Apotheke/Sparkasse. In Magdeburg-Diesdorf wurde ebenfalls eine am Kümmelsberg angelegt. In Sudenburg befand sich eine Panzersperre auf der Halberstädter Straße/Kroatenweg. Eine weitere lag auf der Braunschweiger Straße/Kroatenweg und eine dritte auf der Fichtestraße/Ecke Lutherstraße. In der Wilhelmstadt legte man auf der Großen Diesdorfer Straße/Schroteanger, am Olvenstedter Platz und auf dem Olvenstedter Graseweg Panzersperren an. Im Norden der Stadt, in der Neuen Neustadt, stand eine Panzersperre auf der Lübecker Straße/Eisenbahnbrücke Neustädter Bahnhof, eine zweite an der Lübeckerstraße/Haldensleber Straße und eine dritte auf der Lübecker Straße/ Richtung Barleber Chaussee. Eine weitere Panzersperre lag über der Lübecker Straße/ Straßenbahndepot. Auf der Zielitzer Straße befand sich eine Sperre aus gefällten Bäumen. Weitere Panzersperren errichtete man auf der Kastanienstraße/ Schöppensteg, Am Vogelgesang/ Schöppensteg, Am Moritzplatz und auf der Barleber Straße/ Ebendorfer Straße.

Die Schönebecker Straße/ Höhe Neuestraße, Schönebeckerstraße/Höhe Werkseingang Buckau-Wolf wurden durch umgestürzte Straßenbahnwagen als Panzersperren gesichert. In Stadtmitte versperrte man die Hallische Straße/ unter der Eisenbahnbrücke, nach Sudenburg hin. In Magdeburg-Ost hatte man ebenfalls Panzersperren in der Zollstraße und einen Panzergraben auf dem kleinen Cracauer Anger angelegt.

Auch Geschützstellungen konnten aufgrund von Zeitzeugen-Aussagen ermittelt und mit Koordinatenangaben der US- Truppen verglichen werden, so auf dem Westfriedhof, am Enckeplatz, an der Olvenstedter Straße, vor der Otto-von-Guericke-Straße 100 und Höhe „Harmonie“, an der Leipziger Straße/ Höhe Planetensiedlung auf dem Mittelstreifen, an der Salzstraße/ Anfang Fermersleben, Schönebecker Straße neben dem Straßenbahndepot, am Nicolaiplatz und am Fort VII in der Zielitzer Straße. 6

 

Tag und Nacht rollten Militärfahrzeuge durch die von Trümmern freigeräumten Hauptstraßen und transportierten große Mengen Lebensmittel aus dem Ersatzverpflegungsmagazin I und dem Kühlhaus in die Kasernen östlich der Elbe in der General-Ludendorf-Straße (Breitscheidstraße).

Im März waren unter starker Bewachung hunderte Männer in blauweißgestreifter Kleidung in Magdeburg angekommen. Diese KZ-Häftlinge mussten in aller Eile den tiefen, quer über den Kleinen Cracauer Anger verlaufenden Panzergraben ausheben. Er war hier allerdings strategisch völlig sinnlos.

Die wichtigsten Elbbrücken wurden schon jetzt zur Sprengung vorbereitet. So rechnete man wohl damit, die Stadt nicht lange halten zu können. Am östlichen Brückenkopf der „Brücke der Magdeburger Pioniere“ wurden Betonhindernisse aufgestellt. Die Einheiten des Magdeburger Volkssturms blieben nun in permanenter Bereitschaft. 7

 

Nachstehende Einheiten 8 sollten die Verteidigung der Stadt sichern:

  • das 48. und 49. Festungsregiment mit je 2 Bataillonen
  • das Pionier-Bataillon 4 (2 Marsch- und 1 Genesenenkompanie)
  • 3. Artillerie-Abteilung (10,5 cm Flak, 15 cm Feldhaubitzen, 7,5 cm Infanterie-Geschütze)
  • Ersatzabteilung des 497. Infanterie-Regiments Bernburg in Magdeburg
  • Reichsarbeitsdienst-Abteilung (RAD)
  • Landesschützenbataillon 704
  • Magdeburger Volkssturmeinheiten (in unbekannter Stärke)
  • ca. 800 Angehörige der Hitler-Jugend-Banns 26
  • 1 OT-Regiment 116 (Organisation Todt)
  • einzelne Einheiten der Waffen-SS
  • 1 Kompanie Honved-Truppen (Ungarn)
  • Teile der Sturmgeschützschule Burg (zeitweilige Unterstellung/ Anzahl der Sturmgeschütze unbekannt)

 

Der Volkssturm hatte folgende Dienstgrade:

  • Bataillonsführer
  • Kompanieführer
  • Zugführer
  • Gruppenführer
  • Volkssturmmann

 

In der Zeit vom 07.04. bis zum 10.04.1945 wurden alle Stadtrandgebiete und Siedlungen, wie z. B. die Junkerssiedlung, mehrfach von Parteifunktionären, SA- und SS-Angehörige durchkämmt (Aktion Heldenklau). Man suchte nach Jugendlichen und älteren Männern, um sie in die Verteidigung der Stadt, den Volkssturm, zu pressen.

Der Hochbunker am Nordfriedhof (Am Weinhof) wurde jetzt teilweise als Befehlsbunker eingerichtet. Per Drahtfunk aus Dessau informierte man die Bevölkerung stündlich über die Kriegslage. Sonderzuteilungen an Lebensmitteln wurden ebenso ausgerufen. Jede Person hatte Anspruch auf 2 kg Fleisch, 1,5 kg Marmelade und eine Dose Gemüsekonserven. Die Lebensmittelgeschäfte waren stundenweise geöffnet, um der Bevölkerung Möglichkeiten zum Einkauf zu geben. Es wurde sogar eine Verpflegungskarte für die „Festung Magdeburg“ gedruckt.

Der Polizeipräsident, SS-Brigadeführer Boleck, ließ aus Kräften der Magdeburger Polizei, das Polizeiregiment Boleck aufstellen.

 


Magdeburg wird Frontgebiet

 

Anfang April 1945 erteilte das sowjetische Oberkommando der Truppen der 1. Belorussischen und der 1. Ukrainischen Front die Direktive über die Vorbereitung und Durchführung der Operationen zur Eroberung Berlins und des Verstoßes zur Elbe, innerhalb von 12 bis 15 Tagen, mit. Am Morgen des 16. April erfolgte der Angriff an der Oderfront. Noch während sich die sowjetischen Armeen an der Oder zum Entscheidungsschlag formierten, rückten die Verbände der Westalliierten nach Überwindung der Rheinlinie bereits im schnellen Tempo in den mitteldeutschen Raum vor.

Am 5. und 6. April 1945 drückten die Amerikaner den von Einheiten der XI. deutschen Armee gehaltenen Weser-Brückenkopf ein. Weiter nördlich erreichten Truppen der 9. US-Armee die Weser bei Holzminden und Bodenwerder und überwanden den Fluss. Am 7. April hatte auch die 1. US-Armee die Weser erreicht. Kassel wurde am 4. April besetzt, Göttingen fiel am 7. April, Seesen und Duderstadt am 9. April. Damit standen die US-Truppen vor den Toren des Harzes, bereit zum Vorstoß an die Elblinie, mit dem Fernziel Berlin!

Zu diesem Zeitpunkt war den GI’s noch nichts von den Plänen des alliierten Oberkommandos, Berlin nicht mehr anzugreifen, bekannt. 10

Generalfeldmarschall Albert Kesselring - Oberbefehlshaber West, unternahm alles, um den amerikanischen Vorstoß zu stoppen. Er verlegte sein Hauptquartier von Ohrdruf/ Thüringen nach Blankenburg am Harz. Die V-Waffen-Werkstätten Nordhausen am Südharz (Mittelbau Dora) sollten geschützt werden. Vom Oberkommando der Wehrmacht wurde der Harz am 8. April zur Festung erklärt und das Armeeoberkommando 11 mit der Verteidigung beauftragt. 11

Inzwischen stießen Truppen der 9. US-Armee in das nördliche Harzvorland hinein und schlossen Braunschweig ein. Die Stadt kapitulierte am 12. April. 12 Die Amerikaner hatten ihren Vormarsch in Richtung Osten und Magdeburg dessen ungeachtet fortgesetzt. Bereits am Morgen des 11. April erreichten US-Einheiten Wernigerode und gegen Mittag Halberstadt. Gegen 15 Uhr erreichte Magdeburg die Nachricht über den Einmarsch amerikanischer Streitkräfte in Oschersleben. 13

 

Aus dem Wehrmachtsbericht war zu entnehmen: „Während der Feind zwischen der unteren Weser und der Aller unter Verlust zahlreicher Panzer abgewiesen wurde, ging Hannover nach erbitterten Straßenkämpfen verloren. Feindliche Panzerkräfte stoßen beiderseits der Stadt weiter nach Osten vor …“

Gegen 17 Uhr verkündete ein lang anhaltender Sirenenton das Signal „Feindalarm“ für das Stadtgebiet Magdeburg. Nach ersten Meldungen war zwischen 16 und 17 Uhr die Vorhut, die Panzerspitzen der 2. US-Panzerdivision, die im Verband mit der 30. US-Infanterie-Division vorstieß, am Ortsrand von Groß Ottersleben gesichtet worden. Magdeburg war nun Frontgebiet geworden. Die 30. US-Infanterie-Division rückte später von Norden und Nordwesten auf Magdeburg vor. 14

 

11. April 1945, Tagesbericht der Wehrmachtsführung, Armeegruppe Blumentritt, Stellv. XI. A. K.:

„Aus Fallersleben weiter nach O vorgehend, drang der Gegner bis hart W Oebisfelde-Kattendorf vor. Im Kampfraum Braunschweig wurden 100 Fd. Panzer abgeschossen. Im weiteren Vorstoß nach O drangen Feindkräfte über Oschersleben-Wanzleben bis an den W-Rand Magdeburgs vor … Über Oebisfelde bis Gardelegen vorgestoßener Feind ist im weiteren Vorgehen Richtung Magdeburg. Der über Oschersleben, Wanzleben vorgestoßene Feind griff Magdeburg von S und SW an. 60 Fd. Panzer wurden auf der Autobahn NW Magdeburgs erkannt. 50 Fd. Panzer befinden sich W Schönebeck; auf der Stadt und den Brücken liegt feindliches Feuer …“

 

„Am Vormittag habe ich meine Koffer gepackt, um am Nachmittag nach Haldensleben zu fahren. … wir hatten meine Sachen auf einen Wagen gepackt und fuhren die Mittelstraße entlang. Plötzlich rief uns eine Frau, die um die Ecke kam, entgegen, ‚Geht zurück! Feindalarm in 5 Minuten! …’ Tatsächlich ertönten die Sirenen … Der Feind ist da. Das lange Gefürchtete war Wahrheit geworden. Was würden uns die nächsten Tage, die folgenden Stunden bringen? Wir hofften, Magdeburg würde zur offenen Stadt erklärt werden … Die Partei verbrannte ihr Haus mit dem Inventar in der Oststraße, und die Leute verbrannten noch am Abend ihre Fahnen, auch die Bewohner der Oststr. 1!“ (M. Gutsche, Oststr. 1)

 

„Es war am Nachmittag …, wir waren im Geschäft, der Verkehr war sehr ruhig. Es wird viel erzählt, … aber keiner wusste etwas Genaues. Die Sonne schien herrlich, da plötzlich die Sirenen – langer Dauerton! Menschen hasten, jagen und laufen durcheinander – Feindalarm! Wir ziehen in den Keller mit allen wichtigen Sachen, auch die Federbetten und vor allem Lebensmittel werden hinunter geschafft. Plötzlich eine Neuigkeit: Im Kühlhaus gibt es Butter. Mit Eimern bewaffnet geht es ab. Wenn man so etwas hört, dann ist Gefahr und Angst vergessen. An der Panzersperre stehen die Soldaten angriffsbereit. Der Volkssturm ist mit herangezogen und eingesetzt … Am Elbbahnhof gibt es ohne Marken Fett und Öl. 12 Waggons stehen dort. Ein Menschenstrom kommt und geht … Über uns die Flugzeuge, sie werfen Bomben, Granaten schlagen ein, wir sind nur noch im Keller. Am anderen Tag sehen wir uns die Umgebung an. An den Häusern in nächster Nähe Artillerietreffer, die Kirche hat drei Treffer bekommen (Pauluskirche). An einem Geschütz gab es einen Toten und vier Verwundete.“ (Aus dem Tagebuch Frau J. Sorge, 11.-17.4.1945)

 

 

„Schon am frühen Morgen des 11. April erzählte man sich, daß die Amerikaner bereits in Ottersleben wären. Das wurde natürlich von den Nazis strikt verneint.

Wir mußten unbedingt zu Verwandten in den Diesdorfer Graseweg. Dort hatten wir zwei Koffer vor der Ausbombung am 16. Januar mit Zivilzeug für meinen Bruder untergebracht und gerettet. Am Nachmittag heulten die Sirenen ununterbrochen, was „Feindalarm“ bedeutete. Kurze Zeit danach setzte Artilleriefeuer aus Richtung Ottersleben ein. Das Haus unserer Verwandten stand einzeln, und man mußte annehmen, daß die US-Geschütze darauf eingestellt waren. Das kleine Haus mit dem Keller gab uns und den flüchtenden Menschen aus Richtung Diesdorf keinen Schutz. Erst zum Abend war es möglich zu versuchen, den Heimweg bis nach Buckau zu wagen. An der ehemaligen Endstation der Straßenbahn am Kroatenweg in Sudenburg war man dabei die Panzersperre zu schließen. Straßenbahnwagen wurden aus den Gleisen gezogen und vor die Panzersperre gestellt. Ein Bild, das ich nicht vergessen kann. Dabei waren Volkssturmmänner. Uns wollte man nicht mehr durchlassen. Nur mit einer List gelang es uns, dann doch weiter in Richtung Buckau zu kommen. Die Straßen waren geräumt, und es wurde auch überall geschossen. Die Nacht verbrachten wir dann bei Dauerbeschuss in einem Bunker aus Eisenbahnschwellen auf dem Reichsbahngelände hinter der Katholischen Kirche in Buckau.“ (Georg Günther)

 

„Nach dem Ertönen des Signals „Fliegeralarm“ war für das Stadtgebiet von Magdeburg Verteidigungsbereitschaft angeordnet worden. Die in der Stadt verbliebenen Menschen, schätzungsweise 90.000, richteten sich auf die drohenden Kampfhandlungen ein. Sie zogen mit dem Notwendigsten in die Keller ihrer Häuser, in die Luftschutzbunker am Nordpark, am Elbufer (Elbbunker), in den Bunker an der Jakobikirche, in die Bunker neben der Nicolaikirche (Neue Neustadt), auf dem Körnerplatz, in den Tiefbunker vor dem Stadttheater (Tannenbergplatz), in den Bahnhofsbunker, in den Hochbunker in der Fürstenstraße. Die Schutzräume füllten sich mit Tausenden von Menschen, die hier wochenlang kampierten …“( A. Heidelmayer).

 

Die männliche Bevölkerung, die nicht kampffähig war, wurde teilweise zum Bau von Panzersperren, Ausschachtungen von Schützenlöchern u. ä. eingesetzt bzw. gezwungen.

Laut Mitteilung des Kampfkommandanten nahm ein Standgericht seine Tätigkeit auf. Dies ging aus einer Veröffentlichung vom 16.4.1945 in der „Frontzeitung der Magdeburger“ hervor.

Im US- Army Nachrichtenblatt für die Truppe, vom 12.4.1945, Nr. 361 „Amtliche Frontzeitung für die deutsche Wehrmacht – Fallschirmausgabe“ lautete eine Schlagzeile: „Amerikaner an der Elbe 130 km vor Berlin – an Braunschweig vorbei – Panzer rollen auf Magdeburg.“ Neben einer Karte des Frontverlaufs wurde auch ein Foto veröffentlicht mit dem Bildtitel „Die kampflose Übergabe der Stadt Braunschweig – Shake-hands zwischen Generalleutnant der Luftwaffe Veith und dem amerikanischen Generalmajor Hoobs, Kommandeur der 30. US-Infanterie-Division bei den Verhandlungen zur Übergabe Braunschweigs“. Die über Magdeburg abgeworfenen Blätter dieser Frontzeitung sollten die deutschen Widerstandskräfte in der Elbestadt zur Niederlegung ihrer Waffen überzeugen. Eine Fortführung des Kampfes sei zwecklos und würde nur zum sinnlosen Blutvergießen führen.

 

 

Die Kämpfe um Magdeburg

 

Die in Groß Ottersleben eingedrungenen Panzerverbände der 2. US-Panzer-Division bezogen am Abend des 11. April 1945 an der Stadtgrenze Stellung und eröffneten das Feuer auf die Straßensperren in Richtung Sudenburg. 15

In einem Gehöft hatten amerikanische Soldaten des 117. US Infanterie-Regiments eine Granatwerferstellung eingerichtet. Pausenlos wurden Granaten unterschiedlichen Kalibers auf die Stadtrandgebiete, auf die Stellungen der Wehrmachts-, SS- und Volkssturmleute geschleudert. Detonationen verkündeten die Einschläge. Munitionstransporter brachten ständig Nachschub. 16


Einige Panzer drehten nach Norden ab. Sie versuchten in Richtung Diesdorf vorzustoßen. Die Magdeburger Pak – und vor allem zahlreiche 8,8 cm Flak-Geschütze in Erdkampfstellung gebracht, versuchen die Gegner am Eindringen zu hindern; unterstützt durch Jagdbomber (Jabos) drangen noch in den Abendstunden Teile der in Ottersleben stehenden US-Panzer der 2. Panzer-Division in Richtung Südost vor. 17

 

 Panzer und Panzerfahrzeuge sowie Jeeps der 2. Panzer-Division setzten sich wieder in Bewegung, vor ihnen noch in weiter Ferne die südwestlichen Stadtränder. Bei jeder Artilleriesalve der Verteidigung gingen die GI’s auf dem freien Gelände in die Hocke. Über die Salbker Chaussee rückten sie Richtung Flugplatz Süd vor. Dieser wurde unter Feuer genommen. 18

Das Flughafengelände und ca. 30 auf dem Rollfeld stehende Maschinen und Fahrzeuge wurden getroffen bzw. zerstört. Sie brannten aus. Drei deutschen Fliegern war es aber gerade noch rechtzeitig gelungen vom Rollfeld abzuheben. Dann rollte die Panzertruppe über Wolfsfelde Richtung Elbe weiter. Von den südlichen Stadtteilen aus wurde diese Panzereinheit, die sich jetzt sehr schnell bewegte, von der Magdeburger Flak (8,8 cm) beschossen. 19

 

Horst Rulff, ehemaliges HJ-Mitglied beim Volkssturm, schilderte aus seiner Erinnerung: „Am 11. April war für Magdeburg Feindalarm ausgelöst worden. Unter anderem erreichten US-Panzerspitzen über die Salbker Chaussee kommend, den Flugplatz Süd und nahmen ihn unter Beschuß … Über Lemsdorf, Reform, dem Lindenhof, Hopfengarten und anderen Stadtteilen kreisten Aufklärungsflugzeuge. HJ/ Volkssturm leisteten Widerstand.“

 

Als am 11. April gegen 17.00 Uhr Feindalarm gegeben wurde, war klar, dass die amerikanischen Verbände die Stadt erreicht hatten. Im Stadtteil Buckau wurden vor den Toren des Stammbetriebes des Konzerns Buckau R. Wolf die oben erwähnten Panzersperren mit Stacheldraht und umgestürzten Straßenbahnwagen errichtet und von einer Einheit des Reichsarbeitsdienstes, zwei 8,8 cm Flakgeschütze an der Salzstraße und neben dem Straßenbahndepot in Stellung gebracht.

Während sich die SS- und die NS-Funktionäre aus der Gefahrenzone absetzten, ließen sich auch hier verblendete junge Menschen zum sinnlosen Widerstand missbrauchen.

Über Drahtfunk kamen die ersten Meldungen: „Hitlerjugend und Reichsarbeitsmänner haben den Vormarsch der amerikanischen Panzer in Richtung Diesdorf gestoppt und acht Panzer vernichtet.“ 20

Nach anderen Zeugenaussagen entsprach dies der Wahrheit. Einer der Hitlerjungen, Alfred Neugebauer, wurde von den Amerikanern gefangen genommen und standrechtlich erschossen. Doch das war nur der Anfang. Noch waren die Regimenter der 30. US Infanterie-Division nicht vollständig vor der Stadt und Panzereinheiten waren nur die Vorhut, um die Stadt nach Westen halbwegs abzuriegeln. Die amerikanische Panzertruppe hatte zunächst andere Anweisungen als die Stadt einzunehmen. 21

Noch am 11. April hatten die Panzerspitzen der 2. US-Panzer-Division Magdeburg südlich umgangen und stießen bis zur Elbe bei Salbke/ Westerhüsen vor. Das 82. Panzer-Aufklärungs-Bataillon der 2. Panzer-Division bewegte sich mit dem Rest des CCB (Kampfkommando B) in einen Sammelraum bei Groß Ottersleben, um von hier aus einen Elbübergang bei Westerhüsen vorzubereiten. 22

Wie überall, so wurde auch in Barleben Feindalarm gegeben. Die Panzersperren auf dem Breiten Weg in Barleben, sowie im Osten und Westen des Dorfes, wurden vom Volkssturm besetzt. 23 Jetzt näherten sich Einheiten der 30. US-Infanterie-Division mit den kompletten Infanterie-Regimentern 117 und 120 und Artillerieeinheiten über Farsleben, Colbitz, Wolmirstedt und rückten auch nach Rogätz, Heinrichsberg und Glindenberg vor. Sie waren zunächst durch die Altmark Richtung Elbe in schnellen Zügen vorgestoßen und erhielten dann bei Flechtingen und kurz vor Tangermünde Befehle zur Kursänderung auf Magdeburg. 24

In aller Eile wurden Flakbatterien zur Panzerabwehr bei Elbeu in Stellung gebracht. Ihre Aufgabe sollte es sein, zu verhindern, dass der Ring um Magdeburg geschlossen wurde. Es sollte sich dies aber bald als ein wahnwitziger Versuch herausstellen. Noch standen diese amerikanischen Truppen an der nördlichen Kreisgrenze. Am 12. April kam für diese Division nun der Befehl, ostwärts vorzustoßen. Hier stand der Angriff auf die nördliche Stadtseite Magdeburgs bevor. 25

Die auf Westerhüsen vorrückenden Verbände sollten in der Nacht zum 12. April damit beginnen, einen Brückenkopf auf dem Ostufer zu bilden. Dieser Brückenkopf sollte als Operationsbasis für einen weiteren Vorstoß nach Osten, bis Berlin, dienen. Am 12. April begann das 17. US-Panzer-Pionier-Bataillon unter Assistenz der 82. US-Panzer-Aufklärer der 2. US-Panzer-Division mit den Vorbereitungen zum Bau einer Pontonbrücke bei Westerhüsen. Zur Sicherung des Vorbereitungsraumes südöstlich von Ottersleben stießen einige Panzer bis zum Werk Salbke vor, welches ohne nennenswerten Widerstand von Panzer-Infanteristen besetzt wurde. Hier befreite man Kriegsgefangene – Zwangsarbeiter. Ein Teil der Wachmannschaften wurden entwaffnet und gefangen genommen. Vor der Blechschmiede wurde sogar von US- Soldaten ein Denunziant erschossen. Der andere Teil ergriff die Flucht. Die deutschen Arbeiter und die noch im Werk befindlichen Angestellten wurden nach Hause geschickt. 26

Am Morgen des 12. April kamen amerikanische Parlamentäre in die Stadt. Sie forderten die bedingungslose Kapitulation. SS-Brigadeführer Boleck lehnte eine Übergabe kategorisch ab.   „Keine Übergabeverhandlungen – ich werde Magdeburg bis zum letzten verteidigen“, ist die Antwort gewesen.

 

Der Tagesbericht der Wehrmachtsführung Ob. West (H. Gr. D.) lautete: „Da AOK 11 keine Möglichkeit zur Einwirkung auf die Führung im Verteidigungsbereich Magdeburg besitzt, hat sich der Ob. des AOK 12 in Anbetracht der Entwicklung der Lage in diesem Raum den Verteidigungsbereich Magdeburg unterstellt. Im Angriff von NW, W und SW drang der Gegner bis an den Stadtrand von Magdeburg vor. S. der Stadt setzte er unter gleichzeitigem Brückenschlag bei Westerhüsen auf das O Ufer der Elbe über, eigener Gegenangriff ist im Gange. Die eigene Besatzung von Schönebeck wurde unter starken Feinddruck auf das O Ufer der Elbe zurückgenommen …“

 

 Am 12. April, gegen 11.00 Uhr, erschütterte eine heftige Detonation das Magdeburger Stadtgebiet, die erste der innerstädtischen Elbbrücken, die Adolf-Hitler-Brücke (vormals Sternbrücke) sank in das Flussbett, ihre im Wasser liegenden Trümmer sperrten die Durchfahrt …27 Noch in der Nacht vom 11. zum 12. April hatten die 82. Panzer-Aufklärer am Flussufer bei Westerhüsen nach einer geeigneten Stelle für den geplanten Brückenbau gesucht. Zur Sicherung des Brückenbaues erhielten die Panzeraufklärer Befehl, mit Hilfe von Sturmbooten und unter Benutzung der Fähre an der alten Landstelle Westerhüsen, 2 Bataillone Infanteristen des 41. US Panzer-Grenadier-Regiments noch in der Nacht überzusetzen. Schnell gingen die GI’s auf dem Ostufer in Stellung, rückten vor und bildeten eine erste Sicherungslinie. Im Anschluss wurde noch ein Bataillon des119. US-Infanterie-Regiments der 30. US-Infanterie-Division am 12. April in den Brückenkopf gebracht, der nun erweitert wurde. Bald reichte der Radius bis zur Alten Elbe/ Umflutkanal, Pechau-Randau-Elbenau.

Zur gleichen Zeit begannen Pioniere des 17. US-Panzer-Pionier-Bataillons der 2. Panzer-Division mit der Vormontage der Tragkonstruktion für die Ponton-Spurbahn-Brücke auf dem durch US-Truppen gesicherten Sammelplatz östlich von Groß Ottersleben. Die vormontierten Rahmen wurden auf Trucks zur Elbe gefahren und vor Ort auf die Gummi-Pontons montiert.

Das alles geschah unter heftigen Artilleriebeschuss aus den südlichen Regionen der Stadt Magdeburg – meist aus 8,8er Flak in Erdkampfstellungen und Infanteriegeschützen.

Um den Brückenbau auch unter heftigem Artilleriebeschuss durchführen zu können, hatten die 17. Pioniere das Gelände künstlich eingenebelt. Dies behinderte allerdings teilweise auch die eigene Arbeit. Dennoch gelang es der deutschen Artillerie in Magdeburg den Brückenbau empfindlich zu stören.

Während des häufig unterbrochenen Brückenbaues sicherten die US-Infanteristen den östlichen Brückenkopf. Es  kam zu  ersten Kontakten  und   Feuergefechten  in   deren weiteren    Verlauf   die  amerikanische

 

 

Brückenkopfbesatzung vollständig aufgerieben wurde. Das war vor allem deshalb geschehen, weil die drei amerikanischen Bataillone keinen Nachschub an Munition, Ausrüstung, Verpflegung und vor allem ohne Panzerunterstützung auf verlorenen Posten lagen. Nach ersten Zeitzeugenaussagen soll bei dem starken Artilleriebeschuss auf Westerhüsen auch ein Speicher in Pontonbrückennähe getroffen worden sein. Die deutsche Artillerie in Magdeburg hatte in Westerhüsen einen ihrer Beobachter so gut getarnt, mit einem exzellenten Einblick auf die Brückenstelle, dass er jede Bewegung an die Magdeburger Artillerie mit den genauen Koordinaten durchgeben konnte. Auch der geringste Versuch, die inzwischen teilweise zerstörte Pontonbrücke wieder herzustellen wurde mit bis zu zwanzig Granaten honoriert. Die Amerikaner hatten den deutschen Artillerie-Beobachter fieberhaft gesucht, aber nie entdeckt, wie es aus amerikanischen Quellen zu entnehmen ist. Eilig wurden die unbeschädigten Brückenteile und Pontons von den Pionieren abtransportiert, um bei Schönebeck erneut einen Elbübergang mit Brückenkopf zu bilden. Auch hier gelang das Unternehmen nicht. Teile der deutschen Grenadier-Regiments „Scharnhorst“ 2 hatten inzwischen über Gommern die amerikanischen Infanterie-Bataillone bei Elbenau völlig aufgerieben. Weil aber in der Zwischenzeit die 83. US-Infanterie-Division Barby erreichte, war es schließlich hier gelungen, den Brückenkopf unter hartnäckigen Kämpfen zu errichten. 28                  .                                                                        

 

 Der Reichsverteidigungskommissar und Gauleiter von Magdeburg-Anhalt, Rudolf Jordan, befand sich bei den Verteidigern der Elblinie Dessau-Roßlau, zog sich in späteren Tagen in Richtung Burg zurück, wo sich die deutsche Infanterie-Division Ferdinand von Schill befand und verfasste dort noch einige verzweifelte Aufrufe zum Widerstand an die Bevölkerung. Er schloss sich dann beim Näherkommen der Sowjetarmee den Einheiten der 12. Armee Wenck wieder an und überquerte mit den geschlagenen Resten der Armee Anfang Mai die Elbe in Richtung Westen, wo er schließlich erst in amerikanische, dann in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. 29

 

Das Territorium des Kreises Wolmirstedt war bereits zum größten Teil am 13./14. April von dem 117. und 120. Infanterie-Regimenten der 30. US Infanterie-Division besetzt und gesäubert. Diese Truppen stießen auf ihrem Vormarsch, am frühen Morgen des 13. April, durch die Colbitz-Letzlinger Heide, kaum auf Widerstand. Kurze Zeit später war Wolmirstedt erreicht und nach massivem Artilleriefeuer besetzt worden. Die deutschen Truppen zogen sich nach Glindenberg und Heinrichsberg zurück und wurden dort nach hartnäckigen Gefechten zerschlagen. Noch am gleichen Tag rückten diese amerikanischen Einheiten nach Barleben, um die Frontlinie am Mittellandkanal zu sichern. Bei ihrer Annäherung gerieten sie in deutsches Sperrfeuer, zwischen Elbeu und Barleben von Magdeburg her. 30

Jetzt herrschte in Barleben gespannte Ruhe. Teile der deutschen Artillerie- und Flak-Besatzungen hatten sich aus dem Raum Barleben noch rechtzeitig über die Autobahnbrücke zur Ostseite der Elbe und zum Weinberg Hohenwarthe zurückziehen können, nach dem sie ihre Geschütze gesprengt oder unbrauchbar gemacht hatten, und noch bevor die Autobahnbrücke von ihnen selbst gesprengt wurde. 31

 

Inzwischen hatten die US-Infanteristen in Barleben Quartier bezogen. Gegen 17.00 Uhr des 13. April wurde die trügerische Ruhe plötzlich durch einen Feuerüberfall unterbrochen. Die Flak-Batterien der Groß-Kampfstellung auf dem Weinberg östlich der Elbe nahm die Truppenbewegungen in Barleben unter Beschuss. Eine Artilleriekompanie der Amerikaner, zwischen Barleben und Wolmirstedt, erhielt Treffer und dadurch Verluste. Jetzt war es klar, ein offener Angriff auf Magdeburg war nicht ohne weiteres möglich. So wurden Erkundungen und Abstimmungen über die militärische Lage der „Festung Magdeburg“ notwendig. Im Laufe des Tages waren nach weiteren Säuberungen bei Glindenberg an der Elbe und am Kanal 500 deutsche Soldaten gefangen genommen. 32

 

Am 13. April hatten sich noch weitere Bedienungsmannschaften der Magdeburger Flak-Batterien, im Norden vor der Stadt, nach Unbrauchbarmachung ihrer Geschütze, über die Brücke der Reichsautobahn nach Hohenwarthe abgesetzt. Diese Mannschaften waren in der Olvenstedter Feldmark zur Verteidigung eingesetzt und hatten die Sinnlosigkeit einer hartnäckigen Verteidigung Magdeburgs bereits erkannt. Sie waren dem pausenlosen Granatwerferfeuer der US-Truppen ausgesetzt. Die vorfühlenden GI’s des 120. Infanterie-Regiments sollten von Barleben aus Verbindung mit den vor Olvenstedt und Diesdorf liegenden amerikanischen Patrouillen aufnehmen. Diese bestanden aus dem 66. US-Panzer-Regiment der 2. Panzer-Division. 33

 

Die Meldungen im Wehrmachtsbericht vom 13. April 1945 (Auszug) lautete gemäß der Durchhaltedevise allerdings etwas anders: „Bei Wittenberg an der Elbe standen Aufklärungskräfte im Kampf mit unseren Brückenkopfbesatzungen auf dem Westufer. Weiter südlich drangen die Amerikaner gegen Magdeburg vor, erlitten jedoch bei wiederholten Angriffen auf die Stadt empfindliche Verluste … Nach dem Rückzug weiterer deutscher Einheiten der Wehrmacht über die Autobahnbrücke bei Hohenwarthe wurde der über die Elbe führende Teil der Brücke noch an diesem Tage gesprengt.

Am 13. April unterstellte sich das AOK 12 dem Verteidigungsbereich des Kampfkommandanten von Magdeburg mit Genehmigung des WF Stabes (Wehrmachtsführungsstabes d. A.) …“

 

Der Kampfkommandant Magdeburgs, Generalleutnant Adolf Raegner, räumte mit seinem Stab die Encke-Kaserne und bezog seinen Befehlsstand in der General-von-Hippel-Kaserne in der General-Ludendorff-Straße/Margarethenhof am Herrenkrug. Mit ihm hatte sich auch der größte Teil der NS-Funktionäre auf das östliche Ufer der Elbe zurückgezogen, darunter auch der Kreisleiter der NSDAP Magdeburg, Oberbannführer Tichy. Er richtete seinen Befehlsstand in der Friedrichstadt (heute Brückfeld) im Fabrikgelände der Fa. Hubbe und Fahrenholtz ein. Einige Prominente der Stadt, so auch Oberbürgermeister Dr. Fritz Markmann (nach unbestätigten Angaben wollte er die Stadt übergeben), verblieben im Befehlsbunker Nordfriedhof … Einen kurzen Aufenthalt in diesem Bunker nahmen auch der SS-General Querner und der Gauleiter von Westfalen, Stöhr, bevor sie ihre Flucht in Richtung Osten fortsetzten. Die Polizeiverbände und auch die Magdeburger Feuerwehr, mit ihren Fahrzeugen, erhielten den Absetzbefehl und mussten sich auf das östliche Elbufer, Richtung Biederitz, Gerwisch und Möser zurückziehen. 34

 

Am 13. April notierte M. Grutsche in ihr Tagebuch: „… Auf dem Wege … kam ich an der Zuckerbusch-Kaserne vorbei und sah, wie die Vorratsräume geplündert wurden. Jeder konnte sich holen soviel er wollte. Ich kam schon zu spät, erhielt aber dennoch feine Sachen … Auf dem Rückweg ging ich noch einmal zur Kaserne und eroberte fast unter Lebensgefahr rotbraune, blaue und grüne Pullover aus Baumwolle. Geschlagen und beschimpft haben sich die Leute ganz fürchterlich. Es herrschte eine völlige Kopflosigkeit. Jeder räuberte soviel er konnte. Seit 4 Uhr früh war die Kaserne vogelfrei. Ganze Säcke Zucker, Schinkenseiten, riesige Käse, Pelzmäntel, Autobedarfsteile, Ledertaschen, bergeweise Pfannen, Krüge, Papier und Bücher, wurden verschleudert …“

 

Der Faber-Verlag in der Bahnhofstraße gab seit dem 13. April eine „Frontzeitung der Magdeburger“ heraus. Sie erschien insgesamt an drei Tagen und berichtete in bewusst optimistischem Stil über das Geschehen in der Stadt, von empfindlichen Verlusten der Amerikaner vor Magdeburg, über die allgemeine Kriegslage, über die „Verantwortung der Stunde“ usw. und über die Einrichtung eines Standgerichts in Magdeburg. 35

Inzwischen wurden etwa 3000 KZ-Häftlinge aus dem Lager in der Poltestraße durch die schwer zerstörte Stadt, über die Elbe zum Stadion „Neue Welt“, an der Berliner Chaussee, getrieben. Dort gerieten sie unter amerikanischen Artilleriebeschuss. Nahezu 100 Häftlinge kamen durch den Beschuss ums Leben oder wurden von den Wachmannschaften erschossen bzw. erschlagen. Im Gerichtsgefängnis in der Halberstädter Straße gelang es einer größeren Anzahl (100 Mann) politischer Häftlinge, darunter auch viele bereits zum Tode Verurteilte, zu entkommen. 36

Sieben Kilometer vor Magdeburg, in der Nähe der Halberstädter- oder Wanzleber Chaussee hatten US-Artilleristen der 30. Infanterie-Division eine schwere Batterie 155 mm Haubitzen„Long Tom“ in Stellung gebracht und mit Tarnnetzen überdeckt. Schwere Granaten wurden von hier auf die Stadt abgefeuert. Per Feldtelefon erhielt der Batteriekommandeur die Koordinaten von den Artillerieaufklärern durchgesagt. Ununterbrochen feuerten die beiden schweren Geschütze. Munitionstransporter brachten ständig Nachschub. Erst nach dem Abladen wurden die Geschosse scharf gemacht. 37

 

Inzwischen meldete man in Magdeburg weitere amerikanische Panzerverbände bei Hohendodeleben und Irxleben. Auf der Reichsautobahn Hannover-Berlin bewegten sich starke Verbände auf die nördliche Stadtgrenze zu. Im Verlauf des Tages erweiterten die US-Truppen ihren Aktionsradius, der ungefähr von Süden (Flugplatz Süd) Salbker Chaussee über Groß Ottersleben, Diesdorf reichte. Weitere Verbände rückten von Irxleben kommend auf Olvenstedt zu. 38

Überall in den Gärten, in den westlichen Bereichen zwischen Ottersleben und Diesdorf und in Richtung Olvenstedt lagen GI’s in Deckung. Panzer der 2. Panzer-Division standen vereinzelt gut getarnt in den Gartenanlagen. Sie hatten Schneisen der Verwüstung hinterlassen. Einige Panzer wechselten ihre Stellung. Ihre Geschützrohre schussbereit, das Feuer der deutschen 8,8cm Flak im Erdkampf zu erwidern. 39

 

Die Olvenstedt erreichenden amerikanischen Panzergruppen trafen auf deutsche Soldaten, die von ihren Offizieren bereits im Stich gelassen waren. Diese Wehrmachtsangehörigen ergaben sich jetzt kampflos. Gegen 12.00 Uhr mittags wurde der Ort vollständig besetzt. Aus den Häusern hingen die ersten weißen Fahnen. Lastwagen mit aufgesessener Infanterie rollten, den Panzern folgend, die Olvenstedter Chaussee entlang und bezogen eine Bereitstellungslinie für den bevorstehenden Sturmangriff, dem Finale. Der Bürgermeister von Olvenstedt hatte den Ort offiziell übergeben mit den Worten: „Olvenstedt verteidigt sich nicht!“ 40

 

Am Samstag, den 14. April, hatten in der Nacht beherzte Bürger die am Kümmelsberg befindliche Panzersperre geöffnet. Die im Landhaus Diesdorf befindlichen HJ-Einheiten zogen sich in Richtung Westfriedhof/Seehäuser Straße zurück. Auch sie waren von ihrem Kommandeur bereits im Stich gelassen.

Durch Artilleriebeschuss während der Kampf-handlungen an den Stadträndern des 13./14. April erfolgten weitere Zerstörungen von Gebäuden des Otto-Gruson-Werkes und den Produktionsstätten in Salbke. Den größten Teil der Zerstörungen in den Stammbetrieben des Konzerns besorgten fanatische deutsche Kräfte selbst. So warfen Fliegerkräfte der deutschen Luftwaffe in den Morgenstunden des 14. Aprils, im Auftrag der Konzernleitung, Bomben auf die zum Konzern gehörende Maschinenfabrik Otto Gruson und auf das Salbker Werk, sowie auf andere Betriebe im Süden Magdeburgs. Diese Fliegerkräfte griffen auch amerikanische Soldaten und Panzer im Südosten an und bombardierten die Bahnanlagen in Höhe Sohlener Straße. 41

Gegen 13.00 Uhr wurden die auf den Bahngleisen zwischen Buckau und Fermersleben stehenden Munitionszüge, darunter mit Seeminen beladene Wagen, durch Kommandos der Wehrmacht gesprengt. Stundenlange Explosionen erschütterten die umliegenden Wohngebiete. Nach anderen Angaben sollen die Munitionszüge durch deutsche Flieger be- schossen worden sein. Durch die gewaltigen Detonation der 17 mit brisantem Sprengstoff beladenen Güterwagen wurde auch das Ausmaß der Zerstörung des Otto Gruson Werkes auf über 70 Prozent erhöht. Auch Buckau Wolf in Salbke wurde dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen.

Auch den Arbeitern der Maschinenfabrik Buckau-R.-Wolf- blieb in den letzten Kriegstagen nichts erspart. Vor den Toren des Werkes Buckau waren die Panzersperren aus Stacheldraht und umgestürzten Straßenbahnwagen errichtet und zwei Flak-Geschütze 8,8cm in Stellung gebracht. Diese Geschütze zogen das gegnerische Feuer aus Artillerie und Panzern, sowie Jabos auf sich. 42

Der amerikanische Artilleriebeschuss aus großkalibrigen Geschützen wurde auch über die Elbe hinweg geführt, da sich bereits viele deutsche Soldaten auf das östliche Ufer zurückzuziehen begannen. Frau Gutsche aus der Oststraße 1 notierte in ihr Tagebuch: „Vom frühen Morgen an heftiger Beschuß. Die Artillerie schoß über unsere Häuser hinweg (Werder) … Tiefflieger erschrecken uns …“ Auch Horst Rulff aus dem Grillensteg erinnert sich: „Am 13. und 14.4.1945 drangen amerikanische Einheiten und Panzer vom Flugplatz her über den Acker Richtung Hopfengarten und Reform vor, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen.“

Erst als zwei amerikanische Panzer auf der Leipziger Chaussee sich Richtung Norden vorbewegten, schoss die auf dem Mittelstreifen der Chaussee stehende 8,8cm Flak die beiden Panzer ab. Diese standen noch mehrere Wochen lang auf der Chaussee vor dem Lindenhof herum. Diese Flakbesatzung wurde aber von nachrückenden Soldaten ausgeschaltet. Auch durch den Falterstieg und Grillenstieg drangen amerikanische Soldaten in die Siedlungen ein, bis zu einer gewissen Linie. Grundsätzlich fuhren die Panzer auf den Fußwegen, weil sie sich vor eingegrabenen Minen fürchteten. Im Birkenweg, gegenüber „Im Grünen“, verblieb mehrere Tage lang ein Sicherungspanzer in Bereitschaftsstellung.

Noch am 14.4. hatte sich eine mehrköpfige HJ-Gruppe, unter dem Kommando des Fähnleinführers Wolfgang Kiep, der für die Lindenhofsiedlung und die westliche Planetensiedlung verantwortlich war, im Fort II Kirschweg verschanzt. Sie wollten ohne Panzerfäusten, nur mit Pistolen, den motorisierten Gegner und die Panzer bekämpfen. Diese fanatische Gruppe bezeichnete sich selbst als „Werwolfgruppe“. Sie wurde niedergekämpft und etliche HJ-Jungs verbluteten auf dem Gelände. Der Fähnleinführer der Gruppe Hopfengarten und Lindenhof wohnte im Rebenweg. Der Ortsgruppenleiter Breitrück, ebenfalls verantwortlich für die Verteidigung des Gebietes Lindenhof und Hopfengarten, ließ sich von den Amerikanern gefangen nehmen. 43
 

Trotz der Kriegshandlungen begaben sich die Bewohner der verschiedenen Stadtteile auf die Straßen. Informationen, in Windeseile verbreitet, besagten, wo noch Lebensmittel zu holen waren.

 

Verpflegungszüge auf dem Buckauer – und auf dem Elbbahnhof wurden geplündert. Aus der Zuckerfabrik in der Halberstädter Straße, aus dem EVM I (Ersatz-Verpflegungsmagazin der Wehrmacht) in der Hohenzollernstraße, Butter aus dem Kühlhaus, aus den Kellerräumen der Fa. Bastanier in der Königstraße und anderswo holten sich die Magdeburger Lebens- und Genussmittel.

 

„Auch die Lindenhofsiedlung (SA- Siedlung) wurde von amerikanischen Soldaten von Widerstandsnestern gesäubert. Die Mütter saßen hier mit ihren verängstigten Kindern in den einfachen Kellern der Siedlungshäuser“, wie es Frau Emma Wagner, aus dem Grillenstieg 9, zu berichten wusste. „Unsere Siedlung lag zwischen dem Artilleriefeuer. Mittels Lautsprecher wurde dann eine einstündige Feuerpause ausgerufen. Wir machten uns, die Gelegenheit nutzend, auf den Weg um Lebensmittel zu besorgen. Die Zeit der Feuerpausen reichte aber dafür oft nicht aus. Die Amerikaner verteilten Lebensmittel, Fleisch gleich batzenweise, ohne abzuwiegen. Noch bevor alle ihre Besorgungen erledigen konnten begann die Schießerei erneut. Wir Frauen krochen förmlich nach Hause. Über uns heulten die Granaten hin und her.“

 

Installierte Lautsprecher in der Stadt meldeten regelmäßig Erfolge der Verteidigung Magdeburgs, so über die erfolgreiche Verteidigung blieb durch die Magdeburger Hitlerjugend – Propaganda so zu sagen in letzter Minute, denn die US-Truppen standen noch nicht im Stadtzentrum, sondern als Vorposten erst an den Stadtrandgebieten!

Die Stadt wurde am 15. und 16. April noch immer, von dem auf den Sohlener Bergen stehenden, amerikanischen Feldartillerie-Bataillon beschossen. In der Leipziger/Halberstädter Straße, auf Höhe des Polizeipräsidiums, hoben SS-Einheiten Schützenlöcher aus. An der Bahnlinie nach Halberstadt gingen weitere SS-Einheiten in Stellung. SS-Streifen kämmten erneut Keller und Häuser nach „waffenfähigen“ Männern durch und schickten 15-16jährige Jugendliche an die Frontlinie der Stadt. Einzelne deutsche Flugzeuge flogen noch nächtliche Störangriffe gegen die Bahnanlagen und amerikanische Batterien. 44

 

Die am und auf dem ehemaligen Buckauer Friedhof (Knochenpark) stehende 8,8cm Flak versuchte, die aus Salbke – Fermersleben stehenden US-Panzer im Direktbeschuss zu bekämpfen.

Über Lautsprecher wurde die Bevölkerung der südlichen Stadtteile zur Übergabe aufgefordert: „Bürger Magdeburgs – die amerikanische Armee kommt zu eurer Befreiung. Legt die Waffen nieder, leistet keinen Widerstand, zeigt weiße Fahnen …“ und über den Drahtfunk der Stadt folgte dann ein Aufruf des Kampfkommandanten: „Jedes Dorf und jede Stadt wird mit allen Mitteln weiter verteidigt. Keine deutsche Stadt wird zur offenen Stadt erklärt …, auch Magdeburg nicht!“ 45

16. April 1945, Tagesbericht der Wehrmachtsführung, 12. Armee: „Gruppe Raegener: Magdeburg liegt unter starken Artilleriebeschuss. Übergabeaufforderung wurde abgelehnt …“

Magdeburgs südliche Vororte lagen nun ständig unter Artilleriebeschuss. Die Amerikaner schossen von den Sohlener Bergen – die deutschen Batterien von der Ostseite der Elbe. Was bisher dem Bombenhagel nicht zum Opfer fiel, sollte nun noch von deutscher Hand vernichtet werden.

 

Und wieder äußerte sich Frau Gutsche am 16.4.1945 in ihrem Tagebuch: „Wir gingen die Jakobstraße lang und dann über den Alten Markt. Als wir um die Ecke zum Breiten Weg biegen wollten, hörte ich ein nahes Zischen. Eine Granate, durchfuhr es mich und ich hockte mich auf die Straße an einem Trümmerhaufen, mit Blick zu Lemke und Klavehn (Kaufhäuser). Meine Augen blieben gebannt an einem Fenster haften. Die Granate fuhr hinein und wirbelte eine riesige Staubwolke auf. Der Staubnebel verhüllte dann Haus, Straße und Kirchturm. Wir sprangen auf und eilten weiter den Breiten Weg runter …

Nach dem Essen um 4 Uhr trieben uns die Kanonenschüsse wieder in den Keller. In der Mittelstraße wurden Häuser getroffen, und bis spät in die Nacht loderten die hellen Flammen zum Himmel empor … Die Nacht war dann verhältnismäßig ruhig. An den Kommandanten von Magdeburg war ein Ultimatum gestellt worden, von dem wir am Dienstag (17.4.) noch nichts wußten. Er lehnte es ab, die weiße Fahne zu hissen, und so erfolgte die amerikanische Kanonade, die schlimmste während der ganzen Belagerung.“

 

Ein deutscher Pionierfeldwebel und einige seiner Soldaten stiegen auf den Dom, den Nordturm, und hissten eine große Hakenkreuzfahne. Sofort wurden die Geschütze der US-Artillerie auf die Domtürme gerichtet. Buchstäblich in letzter Minute gelang es dem Domprediger Ernst Martin, dass die Fahne wieder eingezogen wurde und der Beschuss nicht erfolgte. Nach der Einnahme der Stadt wurde er von einem höheren amerikanischen Offizier unterrichtet, dass der Dom nur um Haaresbreite der Vernichtung entgangen sei. An die 80 Magdeburger hatten unten in den Domtürmen Schutz gesucht. Nun wollten einige hohe Führer der Hitlerjugend, nachdem die Fahne eingezogen war, mit Sprengstoff gewaffnet, in den Dom eindringen und das altehrwürdige Gotteshaus selbst in die Luft sprengen. Auch hier gelang es Ernst Martin, diese Leute von ihrer sinnlosen Tat abzuhalten. 46

 

In Barleben war es am frühen Morgen des 16. April ruhig. Die Kundschafter des 1. und 2. Bataillons des 120. US-Infanterie-Regiments der 30. Infanterie-Division waren auf Erkundung. Besonders die Lage um Rothensee musste genau analysiert werden. Bei einem Angriff auf Magdeburg von Norden her waren Rothensee, Eichenweiler, Alte- und Neue Neustadt Ziele des 120. US-Infanterie-Regiments. Der After Action Report dieses Regiments schilderte alle Einzelheiten jenes Tages, von dem hier nur kurze Auszüge wiedergegeben werden können. 47

Ab 1.25 Uhr des 16. April wurden alle militärischen Aktionen beiderseits eingestellt, alle Patrouillen kehrten nach Barleben zurück. Die äußeren Anzeichen und Aussagen der Aufklärungskräfte ließen erkennen, dass die Deutschen nicht darauf erpicht waren, einen Todeskampf um Magdeburg zu führen. Es herrschte eine gespannte Ruhe; die Ruhe vor dem Sturm.

 

Herr G. Wölfer aus der Kastanienstraße 43 gab später (1985) zu Protokoll: „Schon in den frühen Morgenstunden, gegen 6.30 Uhr, war ein US-Spähtrupp mit einem Fahrzeug plötzlich in Eichenweiler. Sie verließen jedoch die Siedlung wieder in Richtung Autobahn. An diesem Tag war es für uns klar, die Amerikaner befanden sich auf der Autobahn an der Abfahrt Barleber Chaussee, in Barleben und Ebendorf. Sie bezogen wohl in der Nähe des Schiffshebewerkes eine Artilleriestellung und beschossen nun Eichenweiler und die umliegende Gegend. Auch in Richtung Herrenkrug gab es Artilleriebeschuss.“

 

Um 11.40 Uhr, so der After Action Report des 120. US-Infanterie-Regiments, verließ Major Glacier mit einer Gruppe seiner Soldaten Barleben und näherte sich mit weißer Fahne, die Autobahn passierend, dem Stadtrand im Norden Magdeburgs. Die Gruppe bestand aus einem Jeep mit aufmontiertem Lautsprechern, einem Jeep mit Besatzung und einem Jeep mit Funkgerät zur Verständigung und Verbindung zum Gefechtsstand des Regimentsstabes. Ohne Schwierigkeiten gelangten sie in die deutschen Stellungen in der Neuen Neustadt. Da die Amerikaner die weiße Fahne zeigten, die sie als Parlamentäre auswies, blieben sie unbehelligt. Ein Unterscharführer der SS empfing die Unterhändler und geleitete sie zu dem Kommandeur des Abschnittes. Sie wurden auch korrekt und höflich behandelt.

 

Zur gleichen Zeit stand Alfred Heidelmayer an der Wache der General-von-Hippel-Kaserne am Herrenkrug/Margarethenhof. Er berichtete darüber später: „Plötzlich ein Hornsignal! Ein Fahrzeug, besetzt mit amerikanischen Offizieren, stoppt vor dem Kasernentor. Die Unterhändler werden von ihrer Begleitung zum Stabschef des Kampfkommandanten Generalleutnant Raegener geführt. Nach einiger Zeit verlassen sie den Befehlsstand wieder. Wie wir von einem Adjutanten hörten, wurde die Kapitulation abgelehnt. Die Amerikaner wollten die Übergabe auch im östlichen Teil bis zur Stadtgrenze (Biederitzer Busch) …“

Zwei Neustädter, Herr und Frau Lange, später in der Nerudastraße wohnend, erinnerten sich 1985: „Vom Sülzeanger aus, vom Dach der Gartenlaube, konnten wir beobachten, wie ein amerikanisches Fahrzeug, wohl ein Jeep, mit einer weißen Fahne über die Barleber Chaussee in die Neustadt fuhr. Nach einiger Zeit (Nachmittag) kamen sie wieder zurück. Auf dem Weg nach Barleben hatten sie ihre weiße Fahne wieder eingezogen.“

 

Im After Action Report des 120. US-Infanterie-Regiments heißt es weiter: „Major Glacier verhandelte mit Oberst Cobalt, der aber keine Vollmacht zur Kapitulation besaß.“ Nach einigen Telefongesprächen auf deutscher Seite wurden sie mit verbundenen Augen zum Kampfkommandanten gebracht oder gefahren, wo sie gegen 12.30 Uhr eintrafen. „Gegen 13.00 Uhr wurden wir mit verbundenen Augen treppab in ein Gebäude geführt und gelangten in einen Raum, in dem uns Oberst Cobalt, der Stabschef des Verbandes, empfing. Nach mehreren Rücksprachen mit einem kommandierenden General (Generalleutnant Raegener) wurde die Kapitulation von diesem eigensinnigen Mann abgelehnt. Die deutschen Offiziere bedauerten außerordentlich diese verhängnisvolle Entscheidung. Die Truppe kehrte am Nachmittag ohne Erfolg unversehrt nach Barleben zurück.“

 

Major Glacier erklärte das weitere Geschehen gegen 23.10 Uhr, gegenüber den Verbindungsoffizieren im Stabsbüro Barleben. „Für die morgige Operation wird das 3. Bataillon des 120. Infanterie-Regiments Magdeburg zuerst angreifen, ein Luftangriff wird vorausgehen. Die G-Kompanie wird den linken Flankenschutz stellen und das 1. und 2. Bataillon werden sich formieren und bereithalten, das 3. Bataillon zu unterstützen. Das 1. Bataillon wird die Einheit, die das 3. Bataillon unterstützt, wenn es notwendig sein sollte. Das 3. Bataillon erhält eine Kompanie TD’s (Panzerjäger) und einen Zug Pioniere.“ Diese Anweisung wurde aber bald im Detail verändert. Das Regimentsziel, die nördlichen Stadtteile Magdeburgs, umfasste die Abschnitte Neue Neustadt, Eichenweiler, Alte Neustadt und die Nordfront. Die grundlegende Verteidigung Magdeburgs schien somit in den Außenbezirken in Form von Straßensperren zu liegen.

 

Inzwischen waren fast alle Panzer- und Straßensperren in den Stadtrandgebieten von HJ und mit Volkssturmmännern besetzt. Am späten Nachmittag wurden auf dem Kasernenhof am Margarethenhof größere Mengen Akten verbrannt. Das waren wohl Magdeburger Militärunterlagen, die uns heute bei der Recherche nach den Details der Ereignisse in den Archiven fehlen. LKWs mit Lebensmitteln und Ausrüstung beladen wurden z. T. vernichtet. Dann verließ ein Konvoi mit Generalleutnant Raegener nebst Stab die Kaserne in Richtung Osten – Biederitz – Königsborn – Nedlitz.

In der Nacht, gegen 22.30 Uhr, wurde der Restteil der Strombrücke, die zuvor durch amerikanischen Artilleriebeschuss beschädigt wurde, sowie ein Teil der Eisenbahnhubbrücke gesprengt. Bei der Strombrücke wurde durch Sprengung des östlichen Joches der Elbübergang unpassierbar gemacht. Auch das auf dem Kommandantenwerder gelegene Heeres-Zeugamt, wurde vernichtet. Rauchwolken verdunkelten in den Abendstunden den Himmel. 48

Des Morgens, Dienstag den 17. April, setzten sich Kräfte der 2. US-Panzer-Division infolge des militärischen Widerstands vom Werk Salbke ab und bezogen beim Bahnhof Magdeburg-Südost eine neu Stellung. Dann setzten schwere Fliegerangriffe ein.

Die Elbestadt wurde zum letzten Male Ziel eines Großangriffs der 9. US Air Force. Es handelte sich um einen so genannten rollenden Luftangriff. Zwischen 11.00 und 17.00 Uhr luden 360 amerikanische zweimotorige Bomber der 9. US Air Force über der Innenstadt 770t Bomben ab. Zweck des Bombardements war eigentlich die Verteidigungseinrichtungen lahm zu legen. Dieses Ziel wurde nicht erreicht, da die Bomber nicht die Stadtrandgebiete sondern wieder das Zentrum angriffen. Des Weiteren flogen die Bomberkräfte über den langen Zeitraum mit großen Zeitabständen, so dass zwischen den einzelnen Bomberstaffeln lange Ruhezeiten lagen. Diese Zwischenzeiten nutzte die amerikanische Artillerie für den Beschuss der Stadt. Den eigentlichen Sturmangriff leiteten voraus fliegende Tiefflieger/Jagdbomber ein, die nun versuchten die besetzten Straßensperren und Erdkampfstellungen der Flak-Geschütze mit Bordwaffen auszuschalten. Auch diese Fliegerkräfte kreisten längere Zeit über dem Stadtgebiet. 49

 

Dann begann der eigentliche Angriff. Im Norden rückten die Truppen des 120. Infanterie-Regiments mit Panzern und Panzer-Jägern, im Westen das 117. Infanterie-Regiment der 30. US-Infanterie-Division mit Teilen des unterstellten 66. Panzer-Regiments der 2. US-Panzer-Division und im Süden ein Bataillon des 119. Infanterie-Regiments, ebenfalls unterstütze von einem Bataillon des 66. Panzer-Regiments zum Angriff vor. Während des Bombardements hatten sich diese Einheiten in einiger Entfernung vor Magdeburg in die Angriffspositionen und Ausgangslinien begeben. Jetzt setzten sich Panzer und Panzerfahrzeuge in Bewegung. Vor ihnen, noch in respektabler Entfernung, zeichneten sich die Konturen der Stadtrandbesiedlungen ab. Die Infanterie-Einheiten bewegten weit auseinander gezogen und locker auf den kahlen deckungslosen und weiten Ackerflächen hinter den ebenfalls weit auseinander gezogenen Panzer-Einheiten auf die Stadt zu. Die Panzer hinterließen tiefe Spuren in dem weichen Ackerboden. Bei jeder Artilleriesalve aus Magdeburg gingen die GIs in die Hocke. Eine andere Möglichkeit der Deckung gab es während des Vormarsches nicht. Die voraus fliegenden Jäger hielten in den Stadtrandstraßen alles im Schach. Als diese Truppenteile die Stadt erreicht hatten, rückten weitere Infanterieeinheiten der zweiten Angriffsfront auf Trucks in die Stadtrandgebiete ein. Durch die bereits teilweise offenen Ortsteile Ottersleben, Diesdorf und Olvenstedt war das Vorrücken der Kampftruppen nun ohne nennenswerten Widerstand verlaufen. Sobald die amerikanischen Soldaten sich dem Stadtteil Sudenburg und der westlichen Wilhelmstadt (Stadtfeld) näherten, setzten hartnäckige Verteidigungskämpfe, vor allem aus den Stellungen und Straßensperren, ein. Das gleiche geschah auch in der Neuen Neustadt. 50


Auf Trucks aufgesessene amerikanische Truppen des 117. Infanterie-Regiments folgten den Panzern auf der Olvenstedter Chaussee in Richtung Wilhelmstadt. Weitere Truppen versuchten durch die Gärten links und recht der Chaussee vorzustoßen. Die Panzersperre am Olvenstedter Platz war überwiegend mit älteren Männern des Volkssturms und HJ-Jungen besetzt. Sie sollten die Amerikaner mit Handfeuerwaffen und Panzerfäusten aufhalten. Sie waren aber für die gut ausgerüsteten US-Soldaten kein ernstzunehmender Gegner. Es gab Tote und Verwundete unter den Verteidigern. Jedoch Geschützfeuer, aus der Tiefe der Olvenstedter Straße heraus, brachte den amerikanischen Vormarsch vorerst zum Stillstand. 51

Zwei auf dem Enckeplatz (heute Beimsplatz) und ein auf den Westfriedhof in Stellung gebrachte 8,8cm Flakgeschütze hatten den Vormarsch der US-Truppen vorerst gestoppt. Daraufhin wurde der Raum der oberen Wilhelmstadt (Stadtfeld) von amerikanischer Artillerie nochmals unter Beschuss genommen. Die Spuren waren bis vor kurzem an den Häusern der Seehäuser – und der Großen Diesdorfer Straße/ Ecke Schroteanger noch zu finden. Einzelne deutsche Widerstandsnester, so am Diesdorfer Graseweg, wurden ausgeschaltet. Es gab auch hier Tote und Verwundete. 52

 

H. Blanke berichtete hier aus eigenem Erleben: „In Magdeburg wurden am 16./17. April 1945 in den verschiedenen Außenbezirken Widerstandsnester geschaffen. Da saßen 15- bis 16jährige Hitlerjungen und noch eine Handvoll älterer Volkssturmmänner in Schützenlöchern an der Magdeburger „Westfront“ zwischen dem Westfriedhof und der Enckekaserne mit Gewehren, einem MG42, Handgranaten und ein paar Panzerfäusten. Dagegen war die 9. US-Army mit modernem Kriegsgerät ausgestattet, zahlenmäßig um ein vielfaches überlegen und wurde zudem durch Jagdbomber unterstützt, die vor allem Splitterbomben abwarfen. In regelmäßigen Abständen schlugen in unserer Nähe Granaten ein. Dann hatten wir den ersten Toten. Hans-Joachim Plümecke, der nur wenige hundert Meter entfernt zu Hause war. Aber der Kampf ging weiter, auch als der erste Sherman-Panzer auf dem Grünstreifen der heutigen Beimssiedlung auftauchte. Ein ganz mutiger feuerte sogar auf ihn eine Panzerfaust ab. Dafür erhielten wir Feuer aus dem Panzerturm. Die Gefechte gingen noch weiter, bis in die Nacht hinein, bevor amerikanische Panzer und Jeeps bis zum Westring vorrückten konnten. Auf dieser Seite gab es weitere Verluste, und ein alter Bekannter, Günter Prätorius, verdankte sein Leben einer spontanen Reaktion und etwas Glück, während sein Vordermann von einer Salve niedergestreckt wurde.

Ein Kamerad und ich standen weiter auf unserem Posten, bis uns ein altgedienter Feldwebel kurzerhand nach Hause jagte. Für uns alle war das eine gefährliche Entscheidung. Aber auch im Krieg gibt es ein Stück Menschlichkeit, was sich dann auch wiederholte, als zwei GIs später in unsere Wohnung kamen und nach Waffen und entflohenen Soldaten suchten. Beim öffnen der Tür fiel mir vor Schreck nichts Besseres ein, als beide mit einem „How do you do?“ zu empfangen. Als sie meinen vier Monate alten Bruder in seinem Stubenwagen sahen, war nur noch das Baby von Interesse. Beide Soldaten verließen uns dann, kamen aber noch einmal zurück, die Hände voller Lebensmittel; darunter auch Trockenmilch. Da wurde uns bewusst, der Krieg ist für die leidgeprüften Magdeburger hier zu Ende. Wir waren noch einmal davonge-kommen.“

In der Zwischenzeit war der Vormarsch aller gegnerischen Kräfte, an allen Punkten in der Stadt gestoppt worden. Für die Nachtstunden sicherten die einzelnen Einheiten ihre Position und nahmen Korrekturen der erreichten Hauptkampflinie und Verschiebungen vor. Auch bei dem 120. Infanterie-Regiment wechselten die Bataillone ihre Positionen. Da zwischen dem 117. und 120. Infanterie-Regiment eine größere Lücke entstanden war. Deshalb war auch hier eine Positionsverschiebung not-wendig. Des Weiteren rückte das 117. Infanterie-Regiment an der rechten Flanke weiter nach Süden um zum 119. Infanterie-Regiment aufzuschließen. In der Neuen Neustadt wurde auch in den Nachtstunden an einzelnen Panzer-sperren gekämpft. Dann trat in den umkämpften Straßen Ruhe ein. Die rückwärtigen Reserveeinheiten säuberten die bereits eingenommenen Stadtteile. 53

 

Auf dem Werder hatten sich an diesem Tag versprengte SS-Angehörige, HJ-Führer und Wehrmachtsangehörige gesammelt. Angeführt von NS-Funktionären schossen sie über die Elbe hinweg auf einzelne US-Panzer, die bereits am Abend über die südlichen Stadtteile im Vorstoß zur Elbe das Stadtzentrum fast erreicht hatten und in Lauerstellung zogen. Tiefflieger griffen nun die Häuser und Lagerschuppen auf dem Werder an. Ein Holzlager ging in Flammen auf.

Bereits am Nachmittag, zwischen 16.00 und 17.00 Uhr wurden aus der Herrenkrug-Eisenbahnbrücke vier Joche herausgesprengt. Die Durchfahrt auf der Elbe war hier nun für Wasserfahrzeuge aller Art versperrt. 54

 

Der Tagesbericht der Wehrmachtsführung vom 17.April 1945, 12. Armee, lautete knapp aber realistisch: Verteidigungsbereich Magdeburg: „Der Gegner führte von NW und SW konzentrische Angriffe auf Magdeburg. Während es im N-Teil der Stadt bei Neustadt gelang, die HKL (Hauptkampflinie) zu halten, erzielte der Feind im W.- und SW-Teil tiefere Einbrüche und drang bis zum Polizei-Präsidium vor. Kämpfe sind im Stadtgebiet im Gange …“

In der Neustadt war der amerikanische Angriff an der Linie Panzersperre Lübecker Straße/ Haldensleber Straße, Vogelgesang, Eichenweiler gestoppt worden.

In der Nacht zum 18. April, gegen 2.30 Uhr, erteilte Generalleutnant Raegener durch Funkspruch der Befehlsstelle im Bunker am Nordfriedhof endlich den Absetzbefehl. Er wurde aber teilweise nicht befolgt !

 

 

„Nachdem wir die Nacht vom 17. zum 18.4.1945 unter pausenlosem Artilleriebeschuss in einem kleinen Bunker an der Feldstraße in Buckau verbracht hatten“, so erinnerte sich Georg Günther, „trafen wir die ersten US-Armeeangehörigen gegen 7.00 Uhr auf der Straße an. Meine erste persönliche Begegnung mit einem amerikanischen Soldaten war an der Häuserecke Feldstraße/Thiemstraße. Wir sprachen ihn in Deutsch und Englisch an, aber er verstand beides nicht. Wie sich später herausstellte, waren viele der Soldaten Polen in der amerikanischen Armee.

Sehr vorsichtig kamen immer mehr Soldaten in die Straßen. Dabei waren viele Farbige, welche meist Fahrer der Armeefahrzeuge waren. Von der Feldstraße vor der Katholischen Kirche führte eine kurze Straße auf das Reichsbahngelände. Dort war eine deutsche Einheit von ca. 100 Soldaten in Stellung gegangen. Ich sah, wie mittels einer Karte, zielgerichtet eine kleine amerikanische Truppe, geführt von einem Offizier, dort hinging und die deutschen Soldaten gefangen nahm. Bei dieser Aktion fiel kein Schuss. Am Nachmittag (18.4.) und an den darauf folgenden Tagen wurden ständig Hausdurchsuchungen nach deutschen Wehrmachtsangehörigen durchgeführt.“

 

Am frühen Morgen hatten die US-Truppen ihren Angriff in Richtung Innenstadt fortgesetzt. Sie kämpften die sich verbittert verteidigenden deutschen Soldaten, die nur mit leichten Waffen ausgerüstet waren, nieder. Verteidigt wurden noch restliche kleine Abschnitte in der Innenstadt. Hier hatte ein deutscher Feldwebel die Befehlsgewalt. 56

 

J. Sorge erinnerte sich: „Am Morgen (18.4.), die Amerikaner sind hier. Die Soldaten schleichen von Haus zu Haus, dem Stadtinnern zu … Dann sehen wir auch Panzer fahren. Uns kommt plötzlich der Gedanke: Nun können keine Terrorangriffe mehr kommen, es gibt keinen Alarm mehr, Gott sei Dank! Wir haben es geschafft …“

 

Gegen 10.20 Uhr erreichten weitere amerikanische Panzer, durch Sudenburg und über die Leipziger Straße kommend, den Justizpalast, das Polizeipräsidium und stießen durch die Panzersperre unter der Eisenbahnbrücke in die Innenstadt vor. Ein Sherman mit Schiebeschild hatte den Weg freigeräumt. Etwa 30 deutsche Soldaten wurden gefangen genommen. In den Glacis-Anlagen wurden sie mit Steinen von den GIs beworfen und getreten, bevor sie zum Gefangenensammelplatz in der Encke-Kaserne verbracht wurden. 57

 

Zwischen 10.00 und 11.00 Uhr rollten amerikanische Panzer, von Norden kommend, vor dem Nordbunker. Hier erreichten sie die Zentrale des Widerstands in Magdeburg. Handgranaten flogen in den Bunkereingang. GIs mit angelegter Maschinenpistole erwarteten die Insassen. Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Markmann, verließ als erster mit einer Rot-Kreuz-Fahne in der Hand den Bunker und übergab diesen und damit auch den Westteil der Stadt den Amerikanern. Der Oberbürgermeister und der Oberpräsident der Provinz Sachsen von Ulrich, wurden verhaftet. Stadtrat Hofmann und seine Frau, sowie der SA-Obergruppenführer Mitte begingen Selbstmord. Den Stadtrat Götsch setzten die Amerikaner kommissarisch als Bürgermeister ein. Er bekam eine Armbinde mit der Aufschrift: Lord-Major. 58

 

Auch Gustav Sch. vom Enckeplatz erinnerte sich: „Am Morgen des 18. April ging ich zur Hauptwache (Feuerwehr in der Kölner Straße). Dort waren noch einige fast 60jährige Männer. Am heutigen Damaschkeplatz (damals Albert-Leo-Schlageter-Platz) hatten elf Kölner Jungen vom Arbeitsdienst die amerikanischen Panzer mit Hilfe von Panzerfäusten einige Stunden aufgehalten. Gegen Mittag kamen sie zu uns in die Hauptwache. Um 11.30 Uhr rückten Panzer über diesen Platz zur Innenstadt vor. Zwei stellten sich in der Kölner Straße quer und schossen in die Trümmer. Gleichzeitig kamen andere Panzer durch die Bahnhofstraße und vereinigten sich mit der ersten Gruppe vor dem Bahnhof. Von dort aus drangen sie weiter in die Otto-von-Guericke-Straße vor, wo weitere Panzer hinzukamen, denen sich lange Reihen Infanteristen anschlossen. Die Flakstellungen in der Otto-von-Guericke-Straße und an der Mündung zur Ulrichstraße waren bereits niedergekämpft. Auch wir geben jetzt unsere Waffen ab.“

 

In den Mittagsstunden des 18. April wurde vor den Augen der einrückenden US-Truppen die im Norden der Altstadt gelegene Hindenburgbrücke und einige Stunden danach die „Brücke der Magdeburger Pioniere“ in letzter Minute gesprengt. Somit war im Magdeburger Raum, von Schönebeck bis Hohenwarthe, kein Elbübergang über die Stromelbe mehr möglich. 59

 

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Frau Gutsche, Oststraße 1 geht hervor: „Nur die Artillerie schoss noch. Gegen 1.00 Uhr Mittags wurde hier auf dem Werder der Volkssturm aufgelöst. Alle Männer mussten die Armbinden abtun. So wurde ihnen u. a. gesagt: Sie sind nie eingesetzt gewesen, um das Vaterland mit der Waffe zu verteidigen. Alle zogen sofort Zivilkleidung an. Die Amis sollen durch die Kölner Straße zum Breiten Weg und von da aus zum Skagerakplatz vorgedrungen sein.

Am Abend entstand ein riesiger Brand in der Badestraße. Wir haben einen Schuppen mit Öl und Haferflocken-Vorräten u. s. w. angezündet, damit ihn die Amis nicht nehmen können.“ Und weiter hieß es dort: „Sprengung der letzten Brücke – Nun sind wir vom Westufer abgeschnitten.“

 

In den Straßen im Bereich des Hasselbachplatzes/ Keplerstraße rollten amerikanische Panzer und Panzerfahrzeuge. Auch vor dem Dom, in der Domstraße, vor dem Bismarck-Denkmal u. s. w. warteten die Panzertrupps auf weitere Befehle. Mannschaften ließen sich vor dem Bismarck-Denkmal bereits fotografieren, zur Erinnerung, für die Heimat. Begehrte Siegestrophäen waren auch aufgefundene Hakenkreuzfahnen, mit denen sich die amerikanischen Soldaten ablichten ließen. Ihnen war klar, der Krieg war hier an der Elbe für sie so gut wie zu Ende.

US-Soldaten durchsuchten die noch halbwegs intakten Häuser der Innenstadt nach Waffen, Munition und versteckten deutschen Soldaten oder SS-Leuten. Dabei machten sie auch im kleinen Stil vom Recht des Siegers Gebrauch, in dem sie einfach die verschiedensten Dinge, die sie in den Wohnungen fanden, oder die Zivilisten und Militärangehörige bei sich hatten, als Souvenir an sich nahmen. Besonders gefragt waren kleine Hakenkreuzfahnen, auf denen sie sich mit ihren Namen verewigten. 60

Horst R. gab später zu Protokoll: „Gesprengte Flakgeschütze versperrten den Gehweg. Ihre Bedienung, Flakhelfer der Neustädter Hitlerjugend, hatten noch rechtzeitig das Weite gesucht. Doch in einem Bombentrichter hinter der Stellung lagen leblos zwei Jungen auf blutiger Erde. … Auf dem Oberarm ihrer Uniform trugen sie in Seide gestickt ihr Erkennungszeichen – Nationalsozialistische Erziehungsanstalt NAPOLA Ballenstedt.“

 

Trotz des unmittelbar bevorstehenden Endes der letzten Kämpfe in Magdeburg verkündete der Tagesbericht der deutschen Wehrmacht noch am 18.4.45, 12. Armee, Verteidigungsbereich Magdeburg: „In harten Kämpfen gelang es dem Gegner in die Stadt W. der Elbe einzudringen. Einzelne Stützpunkte leisten noch hartnäckigen Widerstand. Der Erfolg des Gegners ist neben seiner massierten Waffenwirkung auf das Versagen der Alarmeinheiten und des Volkssturms zurückzuführen, die zum Feind übergelaufen sind. Ein fdl. Brückenschlag 6 km SO der Stadt wurde durch eigene Treibminen gestört …“ Gemeint war die Pontonbrücke Barby, wo auch drei Froschmänner versucht hatten, allerdings vergebens, diese Brücke in die Luft zu jagen.

 

Auch am 19. April meldete ein Wehrmachtsbericht: „Die Besatzung von Magdeburg leistet, in einzelne Kampfgruppen gespalten, im Westteil der Stadt noch tapfer Widerstand …“ Und wirklich, noch waren nicht alle Kampfhandlungen im Norden Magdeburgs beendet. Der After Action Report des 120. Infanterie-Regiments meldet letztmalig für den 19. April 1945 Kampfhandlungen die im Zusammenwirken mit Teilen des 117. Infanterie-Regiments der 30. US-Infanterie-Division geführt wurden. „Der 19.4., der Tag der endgültigen Eroberung Magdeburgs sah einen Wechsel in der Kampfanordnung vor. Dem 120. Infanterie-Regiment wurde ein Verteidigungssektor nördlich des Rothenseer Gebietes bis zu einem Punkt 100 Yards südlich von Heinrichsberg, entlang der Elbe, zugewiesen. Das 117. Infanterie-Regiment sollte die Verteidigung des gesamten Westteiles Magdeburgs organisieren und übernehmen … Östlich von – Magdeburg – dort, wo die Elbe sich in zwei Ströme teilte – befand sich eine Insel (Werder), größtenteils vom Stadtpark bedeckt, mit einer Stadthalle. Um 10.40 Uhr, als sich die Männer der J-Kompanie des 120. Infanterie-Regiments breit machten, ihr Gebiet in Magdeburg zu verlassen, beobachteten sie vom Elbufer aus ein kleines Boot, dass den Werder verließ. Die Gruppe von Fünf Männern mit einer weißen Fahne, paddelte kräftig auf das Westufer zu … Sie wurden, es waren alles Deutsche mit einem Offizier, zu Hauptmann Charles R. Shaw - Kommandeur der J-Kompanie, gebracht. Die Deutschen erklärten, daß der Werder voller Soldaten sei, die bereit wären zu kapitulieren …“

 

Danach wurden 56 deutsche Soldaten auf diese Weise herüber gebracht und gingen in Kriegsgefangenschaft. „In der Zwischenzeit war die Kompanie durch eine aus dem 117. Infanterie-Regiment abgelöst worden. 30 weitere deutsche Soldaten kamen jetzt noch über den Fluss und die Insel war noch voll von weißen Fahnen“, wie es weiter im Report des 120. Infanterie-Regiments hieß.

 

Im Gebiet zwischen Rothensee, Barleben und Heinrichsberg versuchten sich noch versteckte Einzelgruppen über die Elbe nach Osten abzusetzen und schossen, wenn sie auf Posten des 120. Infanterie-Regiments stießen, plötzlich wild um sich. Auch hier wurden noch viele deutsche Soldaten, die Magdeburg verteidigt hatten, gefangen genommen. 61

 

Der Tagesbericht der Wehrmacht vom 19.4.45 lautete: „Magdeburg, westl. der Elbe, eigener Widerstand erlegen …“ Am Nachmittag war das gesamte westliche Stadtgebiet von den amerikanischen Streitkräfte besetzt. Nach siebentägigen Kämpfen, z. T. erbittert, ruhten jetzt in Magdeburg West die Waffen.

 

Bereits am späten Abend des 18.4. waren die Panzer des 66. Panzer-Regiments der 2. Panzer-Division aus der Stadt wieder herausgezogen worden, um sie in einem Sammelraum für den Einsatz im Harz, zur Bekämpfung

der dort eingekesselten deutschen 11. Armee, vorzubereiten. Auch die Teile des 119. Infanterie-Regiments der 30. Infanterie-Division wurden schnell aus Magdeburg abgezogen. Lediglich das 117. Infanterie-Regiment mit Teilen der Feldartillerie verblieben in Magdeburg bis zur Ablösung durch britische Einheiten. Ende Mai bis 1. Juli 1945. Das 120. Infanterie- Regiment bezog für die Restzeit Stellungen bei Rogätz, mit dem Hauptquartier in Wolmirstedt. 62

Der amerikanische Stadtkommandant Major Ackermann erließ die ersten Anordnungen der amerikanischen Militärregierung Deutschlands. Doch der Krieg war noch nicht zu Ende. Deutsche Truppen und SS-Angehörige schossen noch längere Zeit aus sicherer Entfernung vom Osten her in die befreiten westlichen Stadtteile.

Am 5. Mai erschienen die Spitzen der 69. Armee der sowjetischen Streitkräfte in Magdeburg Ost und die hier her geflüchteten Reste der deutschen Armee Wenck gingen in russische Kriegsgefangenschaft, da sie nicht über die Elbe konnten, um sich dort lieber in amerikanische Gefangenschaft zu begeben. Deutsche Soldaten hatten die Brücken Magdeburgs komplett gesprengt.

Am 1. Juni wurden die letzten Einheiten des 117. US-Infanterie-Regiment in Magdeburg durch englisch-schottische Truppen abgelöst. Gemäß der Festlegungen und Einigungen aller alliierten Mächte, rückten am 1. Juli 1945 sowjetische Truppen in Magdeburg West ein und die US-Truppen bzw. britischen Truppen verließen die Stadt. 63

 

 

Literatur und Quellennachweis:

 

„Da färbte sich der Himmel blutrot“, A. Heidelmayer, 1995, Kulturhistorisches Museum Magdeburg

Zeitungsartikel die von A. Heidelmayer in zurückliegenden Jahren publiziert wurden und seine eigenen Erlebnisse schilderten.

After Action Reports verschiedener amerikanischer Einheiten der 30.US Infanteriedivision und

Der 2. US Panzerdivision.

Meldejournale des 120. US-Infanterie-Regiments sowie des 117. und 119. US Infanterie-Regiments

Erlebnisberichte von Magdeburgern zu den Ereignissen, die bisher noch nicht veröffentlicht

Waren, Sammlung Helmut Menzel

Tagebuch von M. Gutsche Oststr. 1, Magdeburger Werder

G.W. Gellermann „Die Armee Wenck …“ 1990

Helmut Menzel „Der Endkampf um Magdeburg im April 1945“ im Magdeb. Stadtzeuge, Heft 7/ 2005

 

Das Bildmaterial stammt aus dem Privatarchiv des Autors, Einzelbilder aus US- Filmmaterial der 30. ID

Aus dem Nationalarchiv Washington- Erwerb Kulturhist. Museum Magdeburg, Internet- Old Hickory- Seite.

 

Anmerkungen:

 

1          Aus den Erlebnissen Alfred Heidelmayers

2          „Da färbte sich der Himmel blutrot…“, 1995, Ausstellungskatalog über die Zerstörung

            Magdeburgs 1945

3          A. Heidelmayer

4          A. Heidelmayer

5          Auf ca. 30 amerikan. Luftbildern vom 18.4.1945 konnten fast alle Straßensperren ermittelt und mit Angaben in Berichten / Meldungen der US- Truppen verglichen werden. Das betrifft auch nachstehende Magdeburger Zeitzeugenangaben.

6          Für diese Angaben liegen dem Autor zahlreich kleine Informationen verschiedener Zeitzeugen sowie die Angaben aus den Meldejournalen der US Infanterie- Regimenter und der Einheiten der 2. US Panzer- Division vor.

7          A. Heidelmayer

8          G. W. Gellermann, „Die Armee Wenck- Hitlers letzte Hoffnung, Ergänzung A. Heidelmayer.

9          Angaben A. Heidelmayer und Zeitungsausschnitte vom „Mitteldeutschen“ Tageszeitung.

10        Diese Angaben befinden sich auch in zahlreichen anderen Berichten der US- Truppen rückblickend.

11        Hierzu siehe nähere Angaben in mehreren Publikationen zu den Kampfhandlungen in der „Festung Harz“ ,M. Bornemann

12        Sonderausgabe der Braunschweiger Zeitung, Apr. 2005, Sonderheft zum Kriegsende 1945.

13        A. Heidelmayer sowie After Action Report 2nd Armored Div. , 11.4.45

14        A. Neidelmayer sowie After Action Reports 2nd AD / 30th ID.

15        After Action Report, 2nd AD, 11.4.45

16        US - Dokumentarfilm Nation-Alarchiv Washington

17        A. Heidelmayer und After Action Report, 2nd AD

18        US – Dokumetarfilm …

19        After Action Report, 2nd AD

20        A. Heidelmayer

21        A. Heidelmayer

22        After Action Report 2nd AD sowie Angaben aus P. Wittig „Elbe- Operation…“ 2004

23        Martin Schnelle, Barleber Geschichten II, 1996

24        After Action Report, 30th ID, 11.-12.4.45

25        A. Heidelmayer und After Action Report 30th ID

26        A. Heidelmayer, After Action Report 30th ID, Günter Adlung - Info aus Werkschronik.

27        A. Heidelmayer

28        After Action Report 2nd AD, P. Wittig “Elbe-Operation”

29        R. Jordan „Erlebt u. Erlitten“, 1971

30        After Action Reports 30th ID und 120th IR 13.4.45

31        M. Schnelle Barleben, After Action Report 120th IR 13.4.45

32        M. Schnelle Barleben, After Action Report 120th IR 13.4.45

33        A. Heidelmayer u. After Action Report 120th IR 13.4.45

34        A. Heidelmayer

35        A. Heidelmayer

36        Bericht zum Todesmarsch der Polte - Häftlinge, Stadtarchiv Magdeburg, mit dem Massaker im Stadion Neue Welt

37        Meldejournal des 117th US IR u. US- Filmdokument, National - Archiv Washington

38        Meldejournale 117th, 119th u. 120th IR 13.4.45

39        US- Dokumentarfilm

40        A. Heidelmayer

41        A. Heidelmayer

42        A. Heidelmayer

43        Horst Rulf Augenzeugenbericht

44        A. Heidelmayer

45        A. Heidelmayer

46        A. Heidelmayer unter Bezugnahme früherer verbaler Angaben des Dompredigers

47        ebenso das Meldejournal 120th IR

48        A. Heidelmayer

49        After Action Report 120th IR 17.4.45

50        After Action Reports 117th, 119th u. 120th IR , und deren Meldejournale

51        A. Heidelmayer

52        A. Heidelmayer

53        Meldejournale des 117th u. 120th IR 17.4.45

54        M. Gutsche, Tagebuchaufzeichnungen vom 17.4.45, Magdb. Werder

55        A. Heidelmayer

56        A. Heidelmayer

57        A. Heidelmayer u. Dokumentarfilm National- Archiv Washington

58        A. Heidelmayer

59        A. Heidelmayer

60        A. Heidelmayer

61        After Action Report 120th IR 19.4.45

62        After Action Report 120th IR 19.4.45

63        A. Heidelmayer